Der Kuß der Spinnenfrau
Von Manuel Puig
Zum Stück
Schauplatz des Geschehens ist ein argentinisches Gefängnis zur Zeit der Militärdiktatur. In einer Zelle sind zwei vom Charakter her sehr gegensätzliche Männer untergebracht: Luis Alberto Molina, ein Homosexueller, der wegen Verführung Minderjähriger einsitzt, und Valentìn Arregui, ein politischer Gefangener, Angehöriger einer linken Guerillagruppe. Dargestellt wird die Beziehung dieser beiden Männer, der langsame Prozeß ihrer Annäherung trotz ihrer Gegensätzlichkeit: Arregui ist der disziplinierte Berufsrevolutionär, der Märtyrer, der auch unter der Folter seine Kameraden nicht verrät, Molina dagegen ein sensibler, gefühlvoller Homosexueller, der sich selbst als Frau empfindet und seine sexuelle Unterdrückung frei gewählt und unwidersprochen hingenommen hat.
Die kaum wahrnehmbare äußere Handlung des Stückes besteht darin, daß Molina als Unterhaltung und Ablenkung vom trostlosen Gefangenenalltag populäre Hollywood-Filme der dreißiger und vierziger Jahre nacherzählt, zu deren emotionalem und allgemein menschlichem Substrat der intellektuelle Marxist Valentìn anfänglich keinen Zugang findet. Nach und nach stellt sich aber heraus, daß viele Motive dieser Filme Bezüge zur realen Situation der beiden Männer haben: das schwierige Liebesverhältnis, die Opferbereitschaft der liebenden Frau, die Situation der Unterdrückung des Gefangenseins. An den nacherzählten Bildern der Filme entwickeln die beiden Gefangenen ihre konträren Anschauungen über die allgemeinen Prinzipien des Männlichen und Weiblichen.
Molina: „Und dabei ist es so schön, wenn sich zwei ein Leben lang lieben.“
Valentìn: „ … daß sich keiner zu sehr in den anderen verliebt; das lähmt, wenn man handeln muß.“
Autor: Manuel Puig
Regie: Zoltan Deme
Premiere: 28. April 1995
Auf der Bühne: Christian Seyr, Kurt Santifaller, Roland Zimmerhofer, Alexander Mitterer
Hinter der Bühne: Zoltan Deme, Francesca Ciola, Norbert Pedevilla, Walter Plaickner, Irene Ellemunter, Alexandra Oberleiter, Karl Dander, Thomas Außerhofer, Herbert Mairl, Gerti Messner