Sechs Personen suchen einen Autor
Von Luigi Pirandello
Zum Stück
Offene Bühne. Normaler Probenvormittag. Da erscheinen auf der Bühne sechs Personen, die mit dem Theater nicht das Geringste zu tun haben: eine Familie in Trauerkleidern, Vater, Mutter und vier Kinder. Sie suchten einen Autor, der das Drama schriebe, das sie mitbrächten - ihr Familiendrama. Sie seien "Bühnenfiguren" - Rollen, die nach Gestaltung verlangten. Die Schauspieler dagegen seien Menschen, die nach Rollen suchten; was gäbe es also Besseres, als dass die Schauspieler aus den Rollen Gestalten machten. Aus diesen dialektischen Gegenpositionen baut sich das Stück so auf, dass die Familie ihr Schicksal, das wie ein furchtbarer Druck auf ihr lastet, vor den Theaterleuten darstellt. Gefesselt vom skandalösen Angelpunkt, um den das Familiendrama kreist, versuchen die Schauspieler den "Rollen" zu wirklichem Bühnenleben zu verhelfen, jedoch sie ernten bei den sechs Personen nur Verzweiflung und Gelächter. Diese sind ihrerseits aber auch nicht im Stande, eine einheitliche Interpretation entgegen zu setzen, weil jeder die Geschichte anders sieht und es deshalb so viele Wahrheiten wie handelnde Figuren gibt. (nach Karl H. Ruppel)
Der Autor
Luigi Pirandello
- geb. am 28. Juni 1867 in Sizilien
- Studium der Philosophie und Sprachwissenschaften in Rom und Bonn
- Professor für Literaturgeschichte in Rom
- erst mit über 50, begann er für die Bühne zu schreiben
- 1925 Gründung eines eigenen Theaters in Rom
- 1934 Nobelpreis für Literatur
- gest. am 10. Dezember 1936 in Rom
Pirandellos einziges Thema, das er in allen seinen Stücken mit einerbohrenden Dialektik abwandelt, ist die ständige Umkehrbarkeit von Schein und Sein. Der Mensch ist weder als natürliches noch als gesellschaftliches Wesen eindeutig fixierbar und einer eigenen Wirklichkeit nie völlig sicher. Pirandello nennt sein dramatisches Werk "maschere nude": die Maske verhüllt das Nackte, der Schein verhüllt das Sein, aber die paradoxe Möglichkeit, dass in der Maske das Nackte auch hervortreten kann, verhindert jede Gewissheit über die Wahrheit und Wirklichkeit der menschlichen Existenz.
Autor: Luigi Pirandello
Regie: Bernhard Rothschädl
Premiere: 23. April 2003
Auf der Bühne: Edi Braunhofer, Renate Messner, Cornelia Brugger, Alberto Tommasi, Felix Hitthaler, Barbara Plank, Rudi Plank, Fabian Kern, Annemarie Tasser, Markus Putzer, Agnes Mairhofer, Felix Hofer, Renate Puecher
Hinter der Bühne: Alfons Steger, Walter Eisath, Peter Oberhuber, Margareth Oberparleiter, Claudia Dejaco, Renate Rauter, Sara Iovino, Renate Puecher, Paul Oberlechner, Bruno Zöschg