Was der Butler sah
Von Joe Orton
Zum Stück
Erst posthum 1969 in London uraufgeführte Komödie (deutsche Erstaufführung 1970 in Köln). Obwohl dieses Stück keinerlei Normen bestehen lässt, kein Tabu respektiert und damit auch kriminellen Akten wie etwa der Vergewaltigung jeglichen Schrecken abspricht, kann es als die gelungenste Komödie Ortons bezeichnet werden. "What The Butler Saw" hieß in spätviktorianisch-edwardianischen Zeiten ein Panoptikum, mit dem Jahrmarktbesuchern in einer Vorform moderner Peepshows erotische Vergnügungen bereitet werden sollten - gleichzeitig eine englische Redensart, die den Blick durchs Schlüsselloch meint. Aus dem, was man hinter der Fassade der bürgerlichen Wohlanständigkeit sehen könnte, hat Orton einen virtuos konstruierten, vergleichsweise harmlosen Verwechslungswirbel in einer psychiatrischen Klinik gemacht: vertauscht werden Kleider, Geschlechter, sexuelle Möglichkeiten, komplette Identitäten, gespickt mit Irren- und Polizistenwitzen. Vordergründig erzählt das Stück die Geschichte des Psychiaters Dr. Prentice, der sich über die körperlichen Vorzüge seiner Sekretärin Geraldine etwas zweideutig Aufschluss verschaffen will, wobei er von seiner Gattin überrascht wird. Um die Situation zu retten, gibt er Geraldine als Patientin aus und versteckt ihre Kleider, die von Mrs. Prentice und dem Regierungsinspektor Rance in den unpassendsten Augenblicken gefunden werden. Mit Hilfe einer Serie von Zufällen entwickelt sich eine turbulente Farce mit immer grotesker anmutenden Verwicklungen, Verwechslungen und Verkleidungen. Zusätzliche Verwirrung stiftet Dr. Rance; mit seiner undifferenzierten Art, alle Phänomene auch unter Hintanstellung logischer Schlüsse in sein psychiatrisches System der Weltwahrnehmung zu zwängen, ist er die "klassische" Zielscheibe der Medizinersatire.
Zum Autor
Joe Orton (eigentlich John Kingsley Orton), geb. 01.01.1933 in Leicester, gest. 09.08.1967 in London (ermordet von seinem Lebensgefährten Kenneth Halliwell), Aktmodell, Schauspieler und Dramatiker. Orton schrieb Komödien voll bizarren, schwarzen Humors (Stücke: "Seid nett zu Mr. Sloane", "Beute", "Crims of Passion", "Was der Butler sah", "Funeral Games", "The Good and Faithful Servant"). In seinen grimmig vulgären Farcen, in denen das Scheußliche sich durch Komik ersetzt, hatte Orton einen Komödienstil gefunden, der selbst dem Boulevardpublikum den Spaß am Ordinären schmackhaft machte. Die Gesellschaft, die der anarchistische Orton so tief verachtete und der er mit provozierendem Hohn ihr angebliches Spiegel- und Zerrbild vorhalten wollte, akzeptierte seine mit scharfem Theaterverstanden später in "Prick Up Your Ears" mit namhaften Schauspielern wie Gary Oldman und Vanessa Redgrave verfilmt. geschriebenen Stücke mit vergnügtem Einverständnis. Die letzten 16 Jahre seines kurzen, wilden Lebens wurden später in "Prick Up Your Ears" mit namhaften Schauspielern wie Gary Oldman und Vanessa Redgrave verfilmt.
Autor: Joe Orton
Regie: Rolf Parton
Premiere: 15. Mai 1999
Auf der Bühne: Kurt Kern, Erika Hintner, Agi Öttl, Peppe Mairginter, Max Kucera, Rudi Plank
Hinter der Bühne: Alfons Steger, Paul Oberlechner, Peter Niederkofler, Walter Plaickner, Karl Dander, Bruno Zöschg, Monika Gasser, Claudia Dejaco, Renate Puecher, Richard Kammerer, Verena Willeit, Leni Adang